Christin Melcher

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Workshop-Bericht „Nicht neutral!“ zur Demokratiebildung an Schulen

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Das Wort ‚neutral‘ taucht an keiner Stelle des Beutelsbacher Konsenses auf.“ (Stefan Breuer)

Der Workshop „Nicht neutral!“ ging der Frage nach, wie Schulen auf ihrem Weg zu einer Demokratie vermittelnden und demokratischen Institution gestärkt werden können. Eingangs berichtete Stefan Breuer, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Bildung/Didaktik der Sozialkunde an der Katholischen Universität Eichstätt, vom Projekt „Starke Lehrer, starke Schüler“, das Berufsschullehrkräfte im Umgang mit rechtsaffinen Schülerinnen und Schülern unterstützt. Die von Stefan Breuer mit herausgegebene Publikation „Politische Bildung in reaktionären Zeiten. Plädoyer für eine standhafte Schule“ zeigt eine Sammlung von Fällen, die im Verlauf des Modellprojekts in Sachsen passiert sind und Muster sowie Anregung zur Auseinandersetzung mit dem Thema sein können. Er erläutere die theoretischen Grundlagen der politischen Bildung in der Schule, insbesondere den Beutelsbacher Konsens mit seinen Grundprinzipien: Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot und Schüler*innen-Orientierung. Stefan Breuer betonte, dass das Wort „neutral“ an keiner Stelle des Beutelsbacher Konsenses auftauche, vielmehr sei es möglich und wichtig, sich im Politikunterricht zu positionieren.

Ich fühle mich manchmal wie eine Unternehmensberaterin.“ (Susann Peschel)

Im Anschluss sprach Susann Peschel über ihre Arbeit in der Courage-Werkstatt für demokratische Bildungsarbeit. Kernstück seien Projekttage an Schulen mit ehrenamtlichen Teams, außerdem sei sie Regionalkoordinatorin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Sie vertrat die These, dass Schule eigentlich ein demokratischer Raum und Selbstwirksamkeit möglich sei, wenn man konsequent agiere. Als problematisch beschrieb sie, dass die vielen Professionen an Schulen kaum zusammenkommen, um zum Wohle der Zielgruppe, nämlich der Schülerinnen und Schüler, zusammenzuarbeiten. Nötig sei deshalb eine Bestandaufnahme des Helfersystems – das aber könne man an einzelnen Projekttagen als Externe nicht leisten.

Sie sind es nicht gewohnt, dass sie selber was sagen dürfen.“ (Anne Steinert)

Anne Steinert berichtete von ihren Erfahrungen als Schulleiterin einer kleinen Dorfgrundschule und stellte die Methode Klassenrat vor. Mindestens ein Mal wöchentlich, bei Bedarf öfter, kommen alle Schülerinnen und Schüler zusammen, um Probleme anzusprechen und miteinander zu diskutieren. Die Leitung erfolgt durch die Kinder selbst und rotiert, die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer gehört dem Klassenrat als einfaches Mitglied an, nimmt sich aber zurück. Anne Steinert erzählte, dass die ersten Jahrgänge, mit denen sie zu Grundschulzeiten einen Klassenrat gebildet hatte, noch heute begeistert davon berichteten.

Schulklima hat auch viel mit Landesklima zu tun.“ (Teilnehmerin im Workshop „Nicht neutral!“)

In der anschließenden Diskussion ging es um Fragen wie: Was ist verhandelbar, was nicht? Welche Rolle spielt die Schulleitung, welche das Kollegium? Wie muss eine Lehramtsausbildung aussehen, die Haltung vermittelt? Wie kann Beteiligung so aussehen, dass sie alle mitnimmt? Und: Wie kriegen wir die Eltern ins Boot? Ziel der gemeinsamen Diskussion war es auch, den Lehrkräfte, Erzieher*innen und Praktiker*innen einen Austausch zu ermöglichen und an konkreten Fallbeispielen Handlungsempfehlungen zu diskutieren. Einig waren sich die rund 25 Beteiligten am Workshop in jedem Fall darin, dass politische Bildung kein Unterrichtsfach unter vielen sein kann und darf, sondern Unterrichts- und Schulprinzip sein muss.

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