Im Ausschuss für Schule und Bildung des Sächsischen Landtages fand heute eine Anhörung zu einem Koalitionsantrag zur Förderung der Zahn- und Mundgesundheit von Kindern statt.
Dazu erklärt Christin Melcher, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Gesunde Zähne sind wichtig für ein gesundes Aufwachsen. Denn Zahnerkrankungen haben enorme Auswirkungen auf den Spracherwerb und die Bildungsbiographie von Kindern. Insbesondere frühkindliche Karies ist nicht nur ein gesundheitliches Problem der betroffenen Kinder – sie hat auch eine soziale Dimension. Kinder, die in schwierigen sozialen Lagen oder in bildungsfernen Haushalten aufwachsen, leiden überdurchschnittlich häufig unter vermeidbaren Zahnerkrankungen.“
„Kindertageseinrichtungen kommt bei Bildung, Betreuung und Erziehung auch ein sozialkompensatorischer Auftrag zu. Denn ein fehlendes Angebot zur täglichen Zahnpflege in den Einrichtungen verstärkt soziale Ungleichheiten, anstatt sie auszugleichen. Und es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, wenn nur noch 61 Prozent der Kinder bei Schuleintritt ein naturgesundes Gebiss haben.“
„Das routinierte Zähneputzen in den Kindertageseinrichtungen ergänzt im Idealfall die regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen in den Einrichtungen und die Gruppenprophylaxen. Die Rückmeldungen aus den Einrichtungen und von der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege des Freistaates Sachsen e.V. zeigen aber, dass all diese Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie oft vorübergehend eingestellt und zum Teil bisher nicht wieder aufgenommen wurden. Zahnärztinnen und Zahnärzte konnten über Monate nicht in die Einrichtungen. Welche Folgen das für die kindliche (Zahn-)Gesundheit hatte und hat, wird erst langsam deutlich – und die ersten Ergebnisse sind alarmierend.“
Intensiv diskutiert wurde in der Anhörung die Frage, wie verbindlich das regelmäßige Zähneputzen geregelt werden sollte. Der von der BÜNDNISGRÜNEN-Landtagsfraktion geladene Sachverständige Prof. Dr. Christian Splieth, Leiter der Präventiven Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald, warb für eine gesetzliche Verankerung:
„Kitas sind öffentliche Einrichtungen. Als solche stehen sie in der Verantwortung, gerade für die Schwächsten in der Gesellschaft Sorge zu tragen. Mit einer gesetzlichen Regelung – und nur damit – erreichen wir wirklich alle. Wichtig ist, dass wir die Erzieherinnen und Erzieher in den Einrichtungen nach Beschluss einer solchen Regelung nicht alleine lassen, sondern sie bei der Umsetzung unterstützen.“
Abschließend erklärt Christin Melcher: „Die Novelle des Sächsischen Kitagesetzes ist bereits in vollem Gange. Wir sind gut beraten, der somatischen Bildung, also dem Wohlbefinden der Kinder, insbesondere durch die Förderung der Mund- und Zahngesundheit, im Gesetz ein stärkeres Gewicht zu geben.“
Weitere Informationen:
Ein Blick in andere Bundesländer zeigt: Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben bereits eine entsprechende gesetzliche Regelung, Berlin plant aktuell eine solche. In Thüringen und Bremen ist das Thema Zahngesundheit im Bildungsplan verankert, in Rheinland-Pfalz gibt es eine entsprechende Trägervereinbarung.
>> Stellungnahme der Staatsregierung zum Antrag Drs 7/10340
Diese Pressemitteilung wurde am 14. Oktober 2022 von der BÜNDNISGRÜNEN Fraktion im Sächsischen Landtag veröffentlicht.