Für mehr Bildungsgerechtigkeit in Leipzig: Koalitionsantrag bringt Sozialindex auf den Weg
Leipzig/Dresden. Der Sächsische Landtag hat am 21. Juli einen Antrag der Koalitionsfraktionen zur Erarbeitung eines Sozialindex für Kitas und Schulen beschlossen. Dadurch sollen die unterschiedlichen sozialen Voraussetzungen der Kitas und Schulen und die damit verbundenen Herausforderungen bei ihrer Ausstattung und Förderung stärker als bisher berücksichtigt werden. Dies bietet vor allem auch für Leipziger Einrichtungen eine echte Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit.
Dazu erklärt Christin Melcher, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und direkt gewählte Abgeordnete für Leipzig Mitte im Sächsischen Landtag:
„Wir BÜNDNISGRÜNE sind überzeugt: Chancengerechtigkeit ist ein zentraler Gradmesser für gute Bildung. Gute Kitas und Schulen sind ein Schlüssel, um Bildungsbenachteiligungen auszugleichen, Kinder individuell zu fördern sowie Lern- und Bildungserfolg zu sichern. Das schaffen Erzieher und Lehrerinnen jedoch nicht allein: Die Einrichtungen brauchen das Know-how unterschiedlicher Professionen – und das umso mehr, wenn sie in einem herausfordernden sozialen Umfeld agieren, die Schülerschaft sehr heterogen und die Problemlagen komplex sind.“
„Dies ist vor allem auch für Leipzig eine echte Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit. Das kommunale Bildungsmonitoring unserer Stadt erfasst im Bildungsbericht bereits sozialräumliche und demografische Entwicklungsaspekte sowie die Faktoren Inklusion und Migration. Das ist eine gute Basis. Es zeigt sich: Die Voraussetzungen für Schülerinnen und Schüler sind auch in unserer Stadt sehr unterschiedlich.In einigen Stadtteilen kommen die Kinder mit unterschiedlichsten Bildungshintergründen, zu einem großen Teil auch mit Migrationshintergrund, in die Einrichtungen. Hier brauchen sie ausreichend Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und Schulassistenten. Für mich ist klar: Alle Schülerinnen und Schüler sollten eine solch breite Unterstützung erfahren, wenn sie sie benötigen.“
Melcher betont weiter: „Auch im Bereich der frühkindlichen Bildung gibt es Beispiele für einen entsprechenden Fokus, etwa beim ESF-Programm ‚Kinder stärken‘. Kommunal werden Daten aus der Sozial- und Bildungsberichterstattung genutzt, um Einrichtungen in belasteten Sozialräumen besser zu unterstützen. Zudem wurde in mehreren anderen Bundesländern bereits ein Sozialindex entwickelt, etwa in Hamburg oder Schleswig-Holstein. Bisher haben vor allem Stadtstaaten Erfahrungen gesammelt. Die Anforderungen und Schwierigkeiten bei der Erstellung eines ‚Sozialindex‘, etwa bezüglich der Verfügbarkeit von Daten, sind in einem Flächenland jedoch anders gelagert. In dieser fachpolitischen Debatte kann Sachsen einen wichtigen Beitrag leisten.“
„Wir wollen Kitas und Schulen mit besonderen Bedarfen gezielt unterstützen. Zusätzliches Personal oder Budget soll dort ankommen, wo es am dringendsten gebraucht wird. Ein Sozialindex soll relevante Daten aus der Schul- und Sozialraumstatistik bündeln. Was bedeutet ‚besonderer Bedarf‘, über die Grundausstattung hinaus? Welche Faktoren im Umfeld der Einrichtung oder in der Einrichtung selbst sind relevant für die Arbeit von Kitas und Schulen? Welche so definierten Kriterien begründen welchen Ressourcenbedarf?“
„Eine sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung ist mindestens eine sinnvolle Ergänzung, um besondere Bedarfe von Kitas und Schulen zu berücksichtigen. Sie kann aber auch zum echten Paradigmenwechsel werden. Die Vorteile des Grundsatzes ‚Ungleiches ungleich behandeln‘ gegenüber dem Gießkannen- oder Windhund-Prinzip liegen für uns BÜNDNISGRÜNE auf der Hand.“
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