Christin Melcher

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Aktuelle Debatte Bildungswende – Melcher: Mit dem Prozess „Bildungsland 2030“ ist Sachsen auf einem beispielhaften Weg, über die Schule der Zukunft zu sprechen

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Christin Melcher, bildungspolitische Sprecherin, hält ihre Rede zur Bildungswende und zum Bildungsstreik auf dem Septemberplenum des Sächsischen Landtags

Redebeitrag der Abgeordneten Christin Melcher (BÜNDNISGRÜNE) zur Aktuellen Debatte der Fraktion DIE LINKE: „Schule nicht nur als Ort zum Pauken, sondern zum Verlieben, Streiten und Lernen: Bildungswende JETZT!“
76. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 21.09.2023, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich, dass sich ein breites Bündnis formiert hat und sich so viele Menschen bundesweit für bessere Kitas und Schulen engagieren. Wir BÜNDNISGRÜNE begrüßen die Protestbewegung „Bildungswende JETZT!“.

Sie ist ein Zeichen, dass viele Menschen sich aktiv einbringen, wenn es um zentrale Zukunftsfragen geht. Ich werde am Samstag in Leipzig beim Bildungsprotesttag sein und freue mich auf viele gute Ideen zur Bildungswende und auf konstruktiven Austausch.

Den Appell des Bündnisses haben wir vernommen. Es wird sie nicht überraschen, wir teilen die zentralen Forderungen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
warum wir dringenden Handlungsbedarf sehen, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Fakten und Zahlen.

  1. Beim IQB-Bildungstrend stieg zuletzt auch in Sachsen die Zahl der Viertklässler, die die Mindestanforderungen verfehlen.
  2. Jeder zwölfte junge Mensch im Freistaat beendet die Schule, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss zu haben.
  3. Zum Schuljahr 2023/24 sollten 1.300 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden, angefangen haben letztlich 1.120.

Beunruhigend sind aber nicht allein diese Zahlen. Anlass zum Bildungsprotest ist auch die Art und Weise, wie Schule im 21. Jahrhundert gedacht und gemacht wird.
Ich denke beispielsweise an die offenen Briefe der elf Rebell*innen aus Leipzig, die das Real-Labor ins Leben gerufen haben.

Im Kern heißt es: „Schule Muss Anders“. Und ja, auch ich sehe, dass sich etwas verändern muss. Und ich teile die Meinung, es MUSS sich etwas verändern.

Ich sehe aber auch, DASS sich bereits schon viel verändert hat. Und ich glaube, es tut uns auch gut, ein paar positive Schlaglichter zu zeigen:

So ist Sachsen etwa bei der Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen zahlenmäßig gut aufgestellt. Wir können die 2.700 Plätze für Studienanfänger im Lehramt schon nicht mehr besetzen, obwohl 18 Prozent eines Abiturjahrgangs Lehramt studieren – Stichwort Demografie.

Jährlich schließen in Sachsen rund 2.000 junge Männer und Frauen ihre Erzieher*innen-Ausbildung ab. 11,3 Prozent der Kita-Fachkräfte – und damit so viele wie nirgends sonst im Bundesländervergleich – verfügen über einen Hochschulabschluss.

Auch in puncto Qualität der Ausbildung bewegt sich was. Wir BÜNDNISGRÜNE streiten seit langem für ein Lehrkräftebildungsgesetz: Ausbildung nach Alter statt nach Schularten, mehr Praxisbezug, Inklusion, klare Wege zur Qualifizierung im Seiteneinstieg – die jetzt aufs Gleis gesetzten Modellstudiengänge sind aus unserer Sicht ein guter Anfang und zeigen, in welche Richtung es gehen muss.

Deutlich komplexer ist aber die Debatte um eine zukunftsfähige Schule. Was das bedeutet, darüber lässt sich trefflich streiten.

Das lässt sich derzeit auch beim Beteiligungsprozess „Bildungsland Sachsen 2030“ beobachten. Wir werden sehen, was das Ergebnis dieses Prozesses sein wird und wie diese Ergebnisse mit Leben gefüllt werden.

Aber schon jetzt ist klar, dass sich Sachsen mit diesem Prozess auf einen beispielhaften Weg gemacht hat, über die Schule der Zukunft zu sprechen. Das wird auch in anderen Bundesländern wahrgenommen und ich bin sicher, dass es auch die Menschen wahrnehmen, die sich jetzt für eine Bildungswende engagieren.

Lassen Sie mich abschließend noch zu anderen Forderungen aus dem Appell sprechen:

Wir BÜNDNISGRÜNE wollen eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt – nichts anderes bedeutet Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Stärkung von Bildung für nachhaltige Entwicklung teilen wir absolut.

Wir begrüßen es, dass es immer mehr multiprofessionelle Teams an Schulen und auch Kitas gibt – auch wenn Luft nach oben bleibt.

Deutlichen Nachholbedarf gibt es aus unserer Sicht beim Thema Inklusion und beim Umgang mit Vielfalt.

Ich hatte bereits das Real-Labor in Leipzig erwähnt: Wichtig ist mir bei alledem, dass die jungen Menschen gehört werden, dass sie im Mittelpunkt stehen.

Insofern freue ich mich auf den Bildungsprotest am Samstag und auf diese Leute, die Bock auf Zukunft haben und für eine Bildungswende streiten.

Vielen Dank.

kristen
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